„Die Klarheit des Herrn umleuchtete sie.“
Lk. 2, 8
Liebe Gemeinde!
Jesus sagte einmal von sich: „Ich bin das Licht der Welt! An Weihnachten geht es darum, dass mit Jesus dieses besondere Licht in unsere Welt tritt.
Einer Welt, in der immer wieder die Finsternis, die Lüge, die Armut, die Feindschaft und die Ungerechtigkeit ihre Herrschaft antreten will und ihr Zerstörungswerk fortsetzen. Eine Welt, in der auch heute Menschen in Schutt und Asche hausen müssen, im zehrenden Leid von Hunger und Schmerz, in lichtlosen Räumen in den Mietskasernen von Kiew oder in den stickigen Sälen der U-Bahn- Stationen. Licht und Finsternis, Licht oder Finsternis. Beides sind die starken Metaphern der Geschichte der Menschheit, beides sind die Begriffe um die Geburt Jesu.
Schon im Alten Testament begegnen uns diese Gegensätzlichkeiten: Das Volk, das im Finstern wandelt sieht ein großes Licht, über denen, die da wohnen im finsteren Lande scheint es hell. Jesaja 9,1
In der Tat müssen wir uns den Geburtsort Jesu eher als dunkle Höhle denn als idyllischen Stall vorstellen. Bethlehem, 15 km von Jerusalem gelegen, auf den Höhen der judäischen Berge. Die Häuser es kleinen Städtchens waren in etwa so gebaut. Unten in den Kalkstein getrieben, gab es düstere Kellerräume für die Tiere, oben drüber wohnten die Menschen – in ihrer Herberge. Aber dort war bekanntlich kein Raum. Nur im Keller. Es war ja Sommer, die Tiere waren auf dem Feld. Jesus ein Kellerkind. Ein kleine Ölfunzel wird man dem Paar wohl mit hinunter gegeben haben. Im gedämpften Licht des Öls sehen wir die berühmte Szene: Im Futterkroog liegt das Kind, die Mutter von ihrer Anstrengung gezeichnet. Der Vater mit schlechtem Gewissen, dass er der Gebärenden keinen besseren Ort bieten konnte. Beide rechnen nicht damit, dass das Kind die Nacht überleben wird.
Denn die einen sind im Dunkeln
Und die andern sind im Licht.
Und man sieht nur die im Lichte
Die im Dunkeln sieht man nicht.
Bertolt Brecht
Ein Kind, geboren, im Keller, fast keine Überlebenschance, am Rande der damaligen Welt, im Schmutz und Dreck eines Kellers für Vorräte und Tiere. Man kann wohl keinen klareren Gegensatz erzählen zu dem, zu der Geschichte, in die hinein das Ganz erzählt wird, in die Macht, Herrschafts- und Reichtumgeschichte eines Kaisers Augustus. „Dabei ist es ja eine unglaubliche, eine strenge Geschichte, meinte Heinrich Albertz. Nicht der Kaiser ist wichtig, sondern das Kind, Kein königlicher Palast, sondern ein stinkender Keller. Nicht die Würdenträger des Landesondern die Hirten. Nicht die Macht der Menschen, sondern Gottes Macht. Nicht Gewalt, sondern Friede. Nichts Riesiges, sondern ein Winzling – mein Herr und Gott.“
Ja, diesen merkwürdigen Hirten wurde als erstes das Wunder dieser Geburt gesagt und gedeutet. Sie waren wohl tatsächlich eine unwürdige Truppe, die so verrufen waren, dass sie nicht einmal als Zeugen vor Gericht auftreten durften. Ihnen, denen man kein wahres Wort anvertraute, wurden zu Trägern einer frohen Botschaft. Wurden zu Trägern des Lichts.
Die Engel singen die Botschaft
Im Licht und in den Strahlenkranz Gottes gehüllt:
Ehre sei Gott in der Höhe (und)
Friede auf Erden
Den Menschen seines Wohlgefallens
3 Gedanken, die in einander greifen und die man nicht isoliert voneinander auslegen darf.
Friede auf Erden. Friede meint hier: Damit ist das Heilssein des Menschen in allen seinen Bezügen gemeint: Friede mit Gott. Friede zwischen den Menschen, Friede mit sich selber – Zufriedenheit durch das, was einem an Wohltat des Lebens beschert wurden. Und das ist für unsere Lebenszeit nicht wenig.
Und dies Ehre sei Gott hängt damit zusammen. Ehre meint hier, Gott respektieren, ihm Anerkennung zollen, wohlbedacht und liebevoll mit ihm umgehen oder wie es Martin Luther in seiner Erklärung zum 1.Gebot unsagbar schön formulierte: „Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen.“
Fürchten meint ja nicht Angst haben, sondern Ehre schenken – ehrfürchten.
Und nun greift das eine in das andere: Wenn wir Menschen den nötigen Respekt, die Würde vor jedem Menschen verlieren, im Supermarkt, an der Kasse, in den Schulen, auf Ämtern, in der Politik – dem Anderen nicht mehr menschlich begegnen, wie soll da Friede sein und werden?
Und schließlich: Den Menschen seines Wohlgefallens.
Damit sind Menschen gemeint, die sich das heute sagen lassen und zu Herzen nehmen:
Gott ist uns wohlgesonnen. Gott wendet den Menschen sein Wohlgefallen als Wohlwollen und Gnade zu. An der Geburt Jesu lesen wir ab: Gott liebt seine Welt, das Werk seiner Hände. Und besonders die, die im Dunkeln sind und unter der Ungerechtigkeit leiden, gilt seine Wärme und Güte. Darum nehmt diese Botschaft an wie ein Licht auf Eurem Weg. Jedes Jahr wärmen wir uns an dieser Geschichte -alle Jahre wieder- , wie an einem Heiligen Feuer. Weil es uns Wahrheiten zumutet, die uns leben lassen. Welt ging verloren. Christ ist geboren. Die Liebe Gottes zu seiner Welt ist immer größer als die uns oft so finster erscheinende Umwelt. Gottes Wort bleibt und lebt in Ewigkeit.
Ja, Gott sucht in uns die Menschen, die aus diesem Licht heraus leben. Lasst uns nicht Menschen sein, die an Gottes Angebot; Licht zu sein und Licht zu werden, vorübergehen. Wie es am Anfang des Johannesevangeliums heißt: “Und das Licht scheint in der Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht ergriffen!“ Gott gebe, dass wir von seiner Botschaft ergriffen werden und selber zu Lichtern des Friedens werden.
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus, Amen