Predigt vom 08.06.2025 Pfingstsonntag von Frau Mues-Lapp

Die Verheißung des Heiligen Geistes: Joh. 14, 15-19
15Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten. 16Und ich will den Vater bitten und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit: 17den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.
18Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch. 19Es ist noch eine kleine Zeit, dann sieht die Welt mich nicht mehr. Ihr aber seht mich, denn ich lebe, und ihr sollt auch leben.

Was geht dieser Geschichte der Verheißung des heiligen Geistes voraus.
Jesus erscheint den verängstigten Jüngern.
Sie hinterfragen erstaunlich kritisch seine Versprechen, seine Zusagen, seine Beteuerung, eins mit dem Vater zu sein und dessen Worte zu sprechen.
Er muss die Jünger ermahnen sich zu erinnern.
Er erinnert an die Versprechen, die er ihnen gegeben hat.

Zweifel, die kennen wir alle .
Zweifel auszuräumen ist nicht immer leicht.
Oft begründen sie sich nicht auf Tatsachen, sondern sind Bauchgefühle.
Man sollte dem ruhig auch nachgeben. Wenn man zweifelt, kann man um so sicherer sich zu dem bekennen was man angezweifelt hat, weil man sich den Frage gestellt hat, die nach und nach auftauchen.
Weil man Antworten gefunden und bekommen hat,
Jemanden fragen zu können, geht es dir genau so.
Woher nimmst du deine Sicherheit, deine Zuversicht?
In diesen Zeiten, die sich schwer und bedrückend anfühlen ist uns nach Rückzug, Frust und Abschottung.
Aber auch nach Unterstützung, Absicherung und Bestärkung.

Vielleicht sehnen wir uns eben deshalb nach dieser Geistkraft, die die von Zweifeln und Sorgen gelähmten Gedanken mit frischem Wind durchweht,
alles durch einander purzeln lässt, den Staub aufwirbelt, der sich wie Lethargie auf die Menschenseelen gelegt hat und nun neue Ideen und die dafür nötigen Werkzeuge freilegt.
Ein neues Gefühl auch der Gemeinschaft und des Miteinanders in einem Geist, dort wo wir für eine Sache brennen.
Wo wir uns gegenseitig Kraft spenden können und das Licht weiterreichen, das in uns aufgeflammt ist.
Das ist es doch, was wir gerade jetzt brauchen, eine Kraft, ein Licht, ein frischer, erfrischender Wind, der uns wieder zuversichtlicher machen kann.

Ja, die Zeiten sind schwierig, aber das waren sie für die Jünger auch.
Sie mussten um ihr Leben fürchten.
Fühlten sich führungslos und verlassen.
Sie zweifeln an Jesus Erscheinen und seinen Worten.
Wer sagt uns, dass du die Worte Gottes sprichst.
Die Ereignisse der vergangenen Tage haben sie traumatisiert und verstört zurückgelassen. Nun können sie an gar nichts mehr glauben,
Ihre Zukunft scheint zerstört und sinnlos.

Und genau da kommt dieser Hoffnungsschimmer in ihre sorgsam verschlossene Kammer und fegt sie von ihren Sitzgelegenheiten.
Ein Wind, ja ein Sturm weht ihre Verdrossenheit, Depression hinweg und endlich wird die Sicht klar und das Ziel deutlich.

Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.

Jesus wird sehr energisch und, wie mir scheint, auch ungeduldig mit seinen Jüngern.

Er verspricht ihnen den Tröster, den heiligen Geist, der sie nicht nur stärken soll, sondern auch erinnern an alles was Jesus zu ihnen gesagt hat.
Und nicht nur das, die heilige Geistkraft soll sie auch in den Stand versetzen Taten, ja Wunder wie Jesus zu tun, ja größere Dinge sogar.

Der heilige Geist, der Atem Gottes ist wie der Wind unsichtbar bis er auf etwas trifft, das er bewegt..
Vorzugweise Menschen, die sich inspirieren lassen, begeistern lassen durch die heilige Geistkraft.
Bei Johnnes ist es ein Tröster oder auch eine Tröstende.
Im hebräischen ist Ruach eine weibliche Form, erst in der griechischen Übersetzung wechselte das Vorzeichen.
Für mich eigentlich ein Hinweis, dass weder das eine noch das andere Geschlecht dieser heiligen Geistkraft als Etikett angehangen werden kann.
In einer Darstellung der Dreifaltigkeit in einer Kapelle am Chiemsee sehen wir den heiligen Geist als weibliche Person zwischen Jesus und Gott.
Wodurch doch endlich eine weibliche Komponente in dieses allzu männliche Gottesverständnis Einzug hält.

Ein Geist der viele Bedeutungen hat
Weite, Wind, Hauch, Atem, Feuer…
Geburt, Lebensfreude, Lebendigkeit, Kreativität, Weisheit.

Wer nach ihr [der Weisheit] greift, dem ist sie ein Lebensbaum, wer sie festhält, ist glücklich zu nennen.“ (Buch der Sprüche 3,18)

Die Darstellung ist ebenfalls vielfältig:
Flammen, die über den Köpfen der Menschen schweben oder sehr populär: eine Taube.
Wir finden diese Darstellung als Friedenstaube wieder.

Diese Geistkraft ist für uns ebenso unfassbar wie der Wind, der unsichtbar ist.
Eine blinde Freundin, die den Wind nur fühlen konnte, fragt mich wie der Wind denn aussehen würde.
Zunächst war ich verblüfft und sprachlos. Ich konnte die Frage nicht so leicht beantworten.
Der Wind hat keine Farbe, kein Geschlecht und keine nennenswerte Materie.
Ist doch eher Energie.
Er bewegt die Luftmoleküle und damit die Gegenstände, auf die er trifft.

Mehr oder weniger ist er immer vorhanden. Windstille besonders am Meer oder auf freien Flächen kennen wir praktisch nicht.
Das war meine Erklärung:
Den Wind kann man nur in seiner Wirkung sehen. Im Zug der Wolken, in den Bewegungen der Bäume, der Natur.
Wind lebt nur durch andere Stoffe, durch die Dinge, auf die er trifft.
Man kann ihn fühlen, da geht es mir genau wie der blinden Freundin.
Kühle auf der Haut oder der Gegenwind beim Radfahren

Und das ist doch genau die Eigenschaft, die die heilige Geistkraft auch hat:
Lebendig zu werden durch die Bewegung anderer Wesen.
Menschen, die dieser Hauch, dieser Atem trifft, die in der Lage sind ihn zu spüren fühlen eine Lebendigkeit, die beglückend und auch beängstigend sein kann.
Führt sie doch immer zu einer Aufgabe, einer Botschaft, einem neuen Leben,einer neuen Erkenntnis.
Man kann sich dem nicht mehr entziehen..
Energie wäre ein anderes Wort, das mir hierzu einfällt.
Aufgeladen werden, Energie tanken, nicht nur für den nächsten Tag, sondern für lange Zeit. In sich eine Quelle zu haben, aus der Zuversicht und Hoffnung geschöpft werden kann.
Auch Trost und Kraft für neue schwierige Aufgaben.
Wir müssen gar nicht unbedingt anfangen mit Zungen zu sprechen.
In mystischen Tiefen zu fischen, oder geniale Ideen zu entwickeln.
Wenn wir nur unsere vorhandenen Ressourcen erkennen und nutzen können sind wir schon weit gekommen.
Eine Weite, die wir in uns und in unserer Umwelt finden und sehen können.
Karl Rahner sprach von der Spiritualität als Dimension, die senkrecht zu unserer Daseins-Dimension steht und dabei alles durchdringt.
Ob wir das spüren oder nicht, ob wir uns dem öffnen können oder wollen, oder nicht, sie ist immer vorhanden und sofort zu spüren, wenn wir sie suchen.

Psalm 31,9 :
Du stellst meine Füße auf weiten Raum

Und genau das macht diese heilige Geistkraft, sie gibt Weitsicht und freien Atem zu denken, aber auch zum empfinden.
Denn neben der rational erfassbaren Weite, des Blickes am Meer oder von einer erhöhten Position gibt es ja auch die Weite unserer Gedanken und Vorstellungen.
Uneingeschränkte Vorstellungsmöglichkeiten. Damit können wir uns Gottes Unendlichkeit und Unglaublichkeit annähern.
Die heilige Geistkraft nicht nur als Tröster sondern auch als Befreier, als Mutmacher,
neu zu denken, neue Wege zu gehen, auch neue Seiten an sich und den Menschen zu entdecken.
Diese Geistkraft wird schon in der wirklich schönen Schöpfungsgeschichte genannt.

1 Mose/Genesis 1. 1 1 Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Und Gott sprach: Es werde Licht! und es ward Licht.

Dieser Geist war von Anfang an dabei, begleitet die Menschen in schwierigen Zeiten.
Ermutigt sie wenn sie schwere Entscheidungen zu treffen haben.
Stärkt sie, wenn sie traurig und verzweifelt sind und begleitet sie auf schwierigen Wegen.
Im Alten wie im Neuen Testament sendet Gott den heiligen Geist zu den Menschen, um sie zu inspirieren, zu ermutigen und zu stärken.
Als Boten und als Geistkraft.

Sprüche 8 22
Weisheit und Schöpfung
22 Der HERR hat mich schon gehabt im Anfang seiner Wege, ehe er etwas schuf, von Anbeginn her. 23 Ich bin eingesetzt von Ewigkeit her, im Anfang, ehe die Erde war. 24 Als die Tiefe noch nicht war, ward ich geboren, als die Quellen noch nicht waren, die von Wasser fließen.
und:

als er die Grundfesten der Erde legte, 30 da war ich beständig[1] bei ihm; ich war seine Lust täglich und spielte vor ihm allezeit; 31 ich spielte auf seinem Erdkreis und hatte meine Lust an den Menschenkindern.

Hier spricht die Weisheit, die Geistkraft selbst zu uns.

Die Symbole, die wir für sie haben, sind vielfältig,
wir kennen sie alle, teilweise haben sie geradezu kitschige Popularität erlangt.
Darstellungen von Feuerzungen bis hin zu weissen Tauben.
Oder eben dieses Bild aus der Kapelle in Bayern, auf dem drei Personen zu sehen sind. Für mich eine schöne Vorstellung.
Jeder muss sich sein eigenes Bild machen, von etwas, für das es eigentlich kein Bild gibt.
Das ist sehr menschlich und zeigt wie wir uns in unserer Unvollkommenheit und geistigen Beschränkung selbst verständlich zu machen versuchen, was doch unfassbar ist.

Da ist der Hauch den wir Gottes Atem nennen, den wir uns aber auch gegenseitig spenden können
Indem wir aufmunternd und aufbauend anderen begegnen,
statt überheblich nieder zu machen und zu kritisieren, weil das eben viel einfacher ist, als zu loben.
Als würden wir dadurch etwas von uns selbst verlieren oder abgeben müssen. Dabei ist doch genau das Gegenteil der Fall.
Wir wachsen mit, wenn wir uns über eine gute Leistung anderer freuen können.

Wir wissen, dass wir nicht allein sind. Besonders in den Kirchen können wir uns mit der Zuversicht der heiligen Geistkraft Mut machen, den Rücken stärken und uns gegenseitig unterstützen.
Wir sind nicht allein, wir sind Gemeinschaft, wir sind in einem Boot und wir sind gestärkt durch unseren Glauben und durch Gottes Segen.

Wo habe ich in meinem Leben das Gefühl gehabt, durch eine Kraft gestärkt worden zu sein, die mich zu Dingen befähigte, die ich nicht von mir erwartet hatte?

Vielleicht war es auf meiner ersten Prädikanten Fortbildung, als ich getragen wurde von der guten Gemeinschaft, der unterstützenden Gruppenleitung und der Sicherheit, angenommen und geborgen in diesem Freundeskreis zu sein.
Ich war mit Skepsis in das Studienhaus gefahren, ich erwartet für mich eine Entscheidung zu treffen, ob ich dieses Programm tatsächlich angehen und durchhalten würde.
Ob es mich vielleicht überfordern oder stressen und auslaugen würde.
Was ich erlebte war eine wunderbare Gemeinschaft ganz unterschiedlicher Menschen, aus allen Alters- und Gesellschaftsgruppen.
Ich konnte mir zutrauen was ich von mir nicht erwartet hatte.
Eine Abendandacht zu gestalten oder nach nur sehr kurzer Vorbereitungszeit eine Predigt zu halten.

Suchen sie ruhig in ihrem Leben auch solche Moment und lassen sie sich von der Energie, die davon ausgeht tragen.
Das mag auch schon sehr lange her sein,
denken sie daran: Energie kann nicht verloren gehen.

So kann ich mich an einen Musiklehrer erinnere, der aus jeder Schülerin unserer Schule ein begeistertes Mitglied des Chores machen konnte.
Der durch seine eigene Begeisterung, seine Bescheidenheit und seine ansteckende Liebe zur Musik,
einen tollen Schulchor geschaffen hatte, der zu großen Veranstaltungen in der Stadt eingeladen wurden.

Wenn ich daran denke erfüllt mich heute noch die Freude an der Musik, die ich damals erlebt und auch selbst gemacht habe.

Gehen sie be-Geist-ert in diesen Tag und die neue Woche und denken sie daran, dass wir alle eine Energie mitbekommen haben, die unerschöpflich ist und so erneuerbar ist, wie es sich jeder Wissenschftler zur Energie gewinnung nur wünschen kann.

Und Gottes Güte, die größer ist als unsere Vernunft, begleite euch in Jesus Christus

Amen